Pflegebedürftige sollen eigenständig ins Impfzentrum gehen
Pflegebedürftige Senioren aus dem betreuten Wohnen oder Wohngemeinschaften sollen
eigenständig ins Impfzentrum gehen
Die Freude ist groß über die Impfungen in brandenburger Pflegeheimen. Doch darüber
spricht keiner:
Seit Monaten ist die Situation in Pflegeeinrichtungen angespannt. Bedingt durch die
Corona-Pandemie ergeben sich für das Pflegepersonal eine Menge zusätzlicher Arbeiten,
um die Sicherheit der Senioren gewährleisten zu können. Mit viel Engagement haben
unsere Mitarbeiter sowie Bewohner und Angehörige es geschafft, dass wir bisher in
unseren Häusern keinen Corona-Fall hatten. Die Angst davor besteht weiterhin.
Dann im Dezember: Endlich etwas Hoffnung. Es gibt einen Impfstoff gegen das Virus.
Da auch wir als Pflegeeinrichtung auf den ersten Blick zur priorisierten Gruppe der
Bundesregierung gehören, möchten vielen Bewohner und Mitarbeiter gerne geimpft
werden. Leider müssen wir sie enttäuschen. Da wir keine stationäre Einrichtung, sondern
ein betreutes Wohnen sind, wird aktuell kein mobiles Impf-Team in unsere Einrichtung
kommen. So sieht es die Verordnung der Bundesregierung vor.
Wir fragten beim Gesundheitszentrum und in der Stadtverwaltung sowie dem Land
Brandenburg nach. Man hat Verständnis für unsere Anliegen und möchte sich für
Impfteams in ambulanten Pflegeeinrichtungen bei den Krisengesprächen im Land
Brandenburg einsetzen. Dafür sind wir sehr dankbar. Die Stadt steht hinter uns. Das Land
Brandenburg teilt mit, dass die Verordnung zur Impfung sich derzeit auf den stationären
Bereich bezieht und empfiehlt uns, das Impfzentrum zu nutzen.
Eine Bewohnerin, die gemeinsam mit ihrem Mann in einem unserer Apartments wohnt,
äußert sich dazu: „Es ist eine große Sauerei, dass man nicht berücksichtigt wird. Wir zählen
zur Risikogruppe, gerade mein Mann. Ich habe bereits versucht selbst Termine zu machen,
aber man kommt ja bei der Hotline nicht durch. Weiterhin ist es für uns unmöglich dort
lange anzustehen, geschweige denn der Weg dahin.
Es ist nicht okay, dass wir Bewohner nicht berücksichtigt werden, bloß weil wir in einer
ambulanten Einrichtung wohnen.“
In unseren Häusern leben zum Teil noch fitte Senioren, aber auch Bewohner, die in ihrer
Mobilität oder ihren kognitiven Fähigkeiten eingeschränkt sind. Eine Impfung außer Haus
wäre nur mit einem hohen Aufwand verbunden. Einigen Bewohnern wird es unmögilch
sein, ein Impfzentrum aufzusuchen. Dass vorerst kein Impf-Team zu uns kommen wird,
stößt auf
Unverständnis, besteht doch das gleiche Risiko einer Infektion wie in einem Pflegeheim.
Auch wir versorgen pflegebedürftige Menschen, die zur Risikogruppe gehören.
Regelmäßig lesen wir in den Medien, wie groß die Freude über erfolgreiche Impfungen in
den Pflegeheimen ist. Auch wir freuen uns für die Pflegekräfte und Senioren, die bereits
geimpft wurden. Das ist ein guter Anfang. Doch darf damit jetzt nicht Schluss sein
In Land Brandenburg werden über 100.000 Pflegebedürftige ambulant Zuhause, in einer
Wohngemeinschaft oder in einem betreuten Wohnen versorgt. Teilweise sind diese auf
einen Rollstuhl angewiesen, haben kognitive Defizite, die eine eigenständige Organisation
einer Impfung unmöglich machen oder sind sogar bettlägerig und werden intensiv
gepflegt. Wie sollen diese alle zum Impfzentrum kommen? Daher fordern wir: Die
erschaffenen mobilen Impfteams müssen weiter agieren.
Dass eine Impfung nicht sofort für alle Pflegeeinrichtungen realisiert werden kann, ist
verständlich. Wichtig ist uns, dass wir nicht vergessen werden und mobile Impf-Teams
auch zu uns und andere ambulante Einrichtungen fahren, sobald ausreichend Impfstoff
vorhanden ist. Unser Berufsverband setzt sich bereits für die Realisierung von Impf-Teams
ein. Hoffen wir, dass dies durch eine angepasste Verordnung der Bundesregierung und
ausreichend Impfstoff bald möglich ist.
Auch unsere Bewohner wünschen sich eine sichere Zukunft und wollen das Leben
weiterhin aktiv genießen.
Bleiben Sie gesund.
Ihr Team von Geschwister Pape